1864-Arkivet

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Wir sind hinüber. Die Sache ist gelungen!

… Um Mitternacht langten dir Truppen auf ihren verschiedenen Plätzen an, alles in Mütze und ohne Gepäck, Lebensmittel im Kochgeschirr am Säbelgurt hängend . Eine schöne, ziemlich ruhige Nacht, hell, wie es in dieser Zeit, 14 Tage nach dem längsten Tag, “den lichten Nächsten”, immer bleibt. Meine Brigade, in zwei Kolonnen, lagerte dicht hinter Roeders Truppen, ein Teil an dem Wege dicht hinter dem holz. Denn 42 Boote sollten zu Wasser von Ballegaard (Ballegård) dorthin kommen, während die übrigen etwa 90 in drei Teilen bei Einmündung des Baches und im Holze ins Wasser gelassen wurden.
Ich saß bei meinen Truppen hinter dem Holze eine halbe Stunde auf gefällten Bäumen; alles in prächtigster Stimmung. Nur hegten wir Besorgnis, daß das unglaubliche Geräusch und Lärmen der hingeschleisten Boote usw. drüben gehört werden müsse.
Um 3/4 (vor) 2 sollte die erste Bootkolonne von Schnabek Hage (Snogbæk Hage) fahren, eine Viertelstunde später die andere. Um ¼ (vor) 2 ging ich daher an den Strand. Dort traf ich General von Manstein und ich blieb da. Alles in größter Spannung. Der Holzsaum war dicht in mit Schützen besetzt.
Die Nachthelle fing an, in Tagesdämmerung überzugehen; einzelne Kanonenschüsse waren von drüben gefallen, sonst war alles still. Da wurden plötzlich einige Wallbüchsen drüben abgefeuert, und die Kugeln krachten durch die Zweige. Die Boote! Hieß es zugleich, und links hin wollten Einzelne die Schnabek-Hage-Kolonne (Snogbæk Hage) erkennen, und wirklich begann gleichzeitig zu unseren Füßen die Einschiffung. Sehen sie drüben nichts?! Schon erkannten wir deutlich Boot hinter Boot auf Arnkils-Oere (Arnkilsøre) zufahrend; die übrigen Kolonnen waren fast in der Mitte des Sundes.
Da ertönten drüben ein Paar Flintenschüsse, und einen Augenblick nachher blitzten von unserem Waldsaum Hunderte von Schüssen in unkenntlicher Folge auf, zugleich eröffneten die Leute in den booten ein lebhaftes Feuer, während auch drüben Flinten- und Kanonenfeuer erschallte.
Es war so helle geworden, daß man alles übersah, jedes einzelne Boot wie es wettfuhr, ein herrlicher Anblick. Und jetzt sprangen die ersten Leute ins Wasser, wateten an den Strand.
Nun entspann sich drüben der Kampf, und wir sahen, wie die Dänen rasch in das Gehölz geworfen wurden. Jedes Boot, sowie es geleert, kehrte um, nun viel schneller fahrend ohne Last, um neue Mannschaft zu holen. Und von jetzt an auch jedes Boot für sich fahrend, so schnell es konnte, so daß von da an der Sund stets mit hin- und herfahrenden Booten bedeckt war. Unten am Strand aber wurden schon die Maschinen für die Pferde und Geschütze gezimmert.
Nun waren meine Truppen dran. Ich wollte selbst hinuntersteigen, als eine schwarze Rauchwolke hinter dem Gehölz langsam vorkam: der “Rolf Krake”. Das war die Entscheidung.
Das dunkle Ungetüm kam hinter der Ecke hervor, und wir erwarteten nun die Einfahrt in den Sund: es mußte ja mit voller Kraft hindurchfahren, die Boote wegfegend. Da hält es an! Eröffnet sein Feuer auf die Batterien, welche es längst beschossen, und auf die Kähne. Wir sind hinüber, sagte ich bei dem Anblick, die Sache ist gelungen.
In der Tat feuerten der “Rolf” eine zeit lang und ging dann zurück.
Hier habe ich die Erklärung: Er konnte im schmalen Sund nicht wenden, konnte auch nicht durchfahren, da die Dänen selbst bei sonderburg den Sund zum Schutz ihrer Brücken gegen etwaige Brander usw. früher gesperrt hatten. Er hat den Befehl gehabt, bei unserm Übergang die “Brücke” unter allen Umständen zu sprengen, sich opfernd; daß wir in kleinen Booten übergehen würden, hat niemand geglaubt, und so hat er “dafür” keinen Befehl gehabt. Er hätte ohne weiteres in den Sund gehen müssen, ohne sich um die Batterien zu bekümmern, und rechts und links mit Kartätschen auf die Boote feuern. Das war das einzige Mittel des Erfolges.
So hat er nur mir Fähnrich und ein paar Leute getötet und Verwundet, sonst aber nichts ausgerichtet.
Ich war inzwischen mit 4 Offizieren in ein kleines Boot gestiegen, und wir fuhren rasch hindurch, selbst ohne uns die Füße zu benetzen. Der Kahn konnte drüben an einer weit vorspringenden Steinreihe anlegen, und auf Alsen trug mich ein Pionier auf dem Rücken ans Land.
Ich stieg das steile Ufer hinan, schickte Offiziere aus nach der Spitze hin, alles dort Landende zu dirigieren, und wollte zu Fuß nach vorn eilen, als ich schon meine Pferde, die ersten, landen sah, rasch eines bestieg und nun vorwärts jagte.
Bald erreichte ich meine eigenen vordersten Truppen und nun ging es vorwärts auf Grönhof (Rønhave?) und Kjär (Kær by) zu. Die Regimenter 24 und 64 hatten den Feind nach kurzem Widerstand aus dem Gehölz gejagt und mehrere hundert gefangen. Jetzt aber hatten wir die Spitze und drangen in scharfem Feuer vor, den Feind auf Kjær zurückdrängend. Ich sprang dabei, als ein zaudern eintrat, vom Pferde, zog den Degen und trieb vor, bis wir das Dorf Kjär, welches hartnäckig verteidigt wurde, genommen hatten unter großem Verlust des Feindes.
In Kjär wurde halt gemacht, um die nachrückenden Truppen zu erwarten und alles zu formieren. Denn vor uns lagen nun die bedeutenden Höhen von Sonderburg, die Windmühlenhöhen, welche auf ihrer Kehrseite die famosen Batterien bargen.
Meine Truppen waren allmählich zusammengekommen, als sich auf der Seite des Feindes Bewegung zeigte und bald klar wurde, da 225 er bald zum Angriff übergehen wollte. Ein kurzes, aber sehr hartnäckiges Gefecht entspann sich, in welchem der Jägerkommandeur, Major Witzleben, schwer verwundet wurde. Dann wurde der Feind durch einen glänzenden Bajonettangriff des 2. Bataillons 55 vollständig über den Haufen geworfen. Er hatte einen außerordentlich harten Verlust an Toten und Gefangenen. 12, 14 Mann lagen hinter einem einzelnen Knick mit eingeschlagenen Schädeln.
Die Brigade, welche eigentlich Befehl hatte, Sonderburg nicht anzugreifen, um Umgehungsprojekten Zeit zur Reife zu lasse, folgte dem Weichenden Feinde auf dem Fuße, und eine halbe Stunde nachher waren nach geringem Wiederstand die Höhen genommen, von denen wir dann nach Sonderburg hinabstiegen, aus dem nur noch vereinzelte Schüsse kamen, da der Feind, die Kanonen vernagelnd, eiligst abzog.
So war die Sache getan
Nach kurzer Rast (die Leute waren natürlich sehr ermüdet) ging die Brigade über Klinting auf Höruphaff (Høruphav) vor, den Einschiffungspunkt der Dänen. Wir hatten wieder Befehl, nicht zu drängen, vielmehr festzuhalten, um die auf Ulkebüll (Ulkebøl) und Hörup dirigierte Division Wintzingerode noch möglichst viel abzuschneiden. So hatten wir denn nur noch geringes Schützenfeuer, verloren einige Leute durch Feuer von Kriegsschiffen und trieben den Feind, soweit er nicht mehr die Schiffe besteigen konnte, jener Division zu, welche denn auch viele einzelne Trupps usw., auch ein Regiment (das 10.), freilich schon sehr geschwächt, fast ohne Widerstand gefangennahm, den Kommandeur an der Spitze.
In Höruphaff wurde halt gemacht, den erschöpften Truppen aus dortigen Vorräten Wein und Bier gegeben, alle Landungsanstalten wurden in Brand gesteckt.
Da hast Du, mein lieb Herz, die Beteiligung meiner Brigade an diesem sehr hübschen Tage, von dessen Resultaten an Gefangenen usw. Du wahrscheinlich mehr weist, als ich, da seit jenen Tage nicht von der Insel gegangen bin und mit General Blumenthal nicht in Verbindung war. Meine Brigade, welche zwar in zweiter Linie überging, aber dann in die erste einrückte und nicht am wenigsten wirkte, hat, soweit ich jetzt übersehen kann, von meinen eigenen fünf Bataillonen nur 9 Offiziere oder als solche Diensttuende und 74 Mann an toten und Verwundeten verloren, dazu das Jägerbataillon einen Offizier und 32 Mann.
Die ganze Insel ist nun besetzt, nachdem die Dänen gestern auch die durch Besetzung abgeschnittene Halbinsel Kekenis (Kegnæs) geräumt haben unter Zurücklassung einer Anzahl Geschütze.