1864-Arkivet

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Ich fühlte das Auseinanderschieben der Knochen-Enden

En preussisk løjtnant ved Infanterie-Regiment Nr. 64, 11. Kompagnie. Løjtnanten, der tilhørte regimentets skyttekompagni, som blev ført af kaptajn von Salpius. Kompagniet var med i den 5. Stormkolonnes skyttekompagni, og de løb først frem mod Skanse 5.

Am Nachmittage des 17. April ging unser Hauptmann zum Major v. K… zu einer dienstlichen Besprechung. Seine Rückkehr verzögerte sich unerwartet lange: es mußte etwas Wichtiges vorliegen, das ahnte man wohl. Ich hatte schon das Nachtlager aufgesucht, als der Hauptmann zurückkam. “Wir werden morgen die Schanzen stürmen”, war sein eiliger Gruß. “Fragen Sie mich jetzt nicht nach dem näheren; ich kann Ihnen nur sagen, daß die ganze Disposition vortrefflich ist, und daß alles vortrefflich gehen wird.” Das gebe Gott! War wohl unser aller Gedanke. Eine halbe Stunde lag man noch schlaflos in ernster Stimmung auf der Streu. Ein schwerer, heißer Kampf stand ja bevor; und wer hat nicht stille Abrechnung mit sich und seinem Leben gehalten? Dann aber Schloß uns der beruhigende Freund, der Schlaf, die Augen. Es war etwa 1½ Uhr nachts, als wir nach der Büffelkobbel abrückten; Helme und Tornister wurden hier abgelegt, und nach 3 Uhr brachen wir nach den Parallelen auf. Um 4 Uhr eröffneten unser e sämtlichen Batterien, über 100 schwere Geschütze, das Feuer gegen die Schanzen, das von den Dänen nur vereinzelt beantwortet wurde. Wohl in jeder Sekunde krachte ein Schuß. Heulend, pfeifend und zischend fuhren die Geschosse durch die Luft, jedes Kaliber in besonderer Tonart, um am Ziele mit einer erneuten Detonation den Lärm zu vergrößern. Ein gewaltig rollender Schlachten Donner war es, der Luft und Erde erbeben ließ. Bis 10 Uhr – das war uns Offizieren wenigstens kein Geheimnis mehr – sollte dieser Kanonendonner andauern, dann – brach der Sturm los! Nur den Schanzen 1-6 galt der Sturm, denn die übrigen Schanzen mußten dann von selbst fallen. Und für jede der sechs Schanzen war eine besondere Sturmkolonne abgeteilt. Schanze 5 fiel uns, der Brigade Roeder, zu, die für den Sturm sechs Kompanien Infanterie bestimmt hatte, denen Pioniere und Artilleristen zur sofortigen Bedienung der Geschütze in der eroberten Schanze begegeben waren. Dicht gedrängt standen die Sturmkolonnen in der dritten Parallele, jede in nächster Nähe der Ausfallstufen, über welche sie hervorbrechen sollte. Ein herrlicher, klarer Frühlingstag war angebrochen: die Lerchen, den Kanonendonner nicht achtend, jubelten in der Luft. Was wirst du uns bringen, du junger, vielleicht letzter Tag? Ein Glück nur, daß die Dänen, ihrer Gewohnheit gemäß, mit Tagesanbruch das Geschützfeuer aus den Schanzen eingestellt hatten. Hätten sie die Sachlage geahnt und hätten die Schanzen und rückwärtigen Batterien ihr Feuer auch nur kurze Zeit auf die dritten Parallele konzentriert, so hätten ihrer Geschosse verheerend auf die dichtgedrängten Massen unsere Sturmkolonnen wirken müssen. Langsam, nur zu langsam, schlich die Zeit dahin. Jetzt noch eine Stunde! Die Offiziere ziehen die Paletots aus, um sie rollen zu lassen, denn wir sollten uns möglichst wenig von den Mannschaften unterscheiden. Der Hauptmann steigt mit uns auf die höheren Stufen der Ausfalltreppe, zeigt uns die Schanze Nr. 5 und beschreibt uns den Weg, den wir dorthin einzuschlagen haben. Zunächst linksab längs der Parallele hin in schräger Richtung auf die Schanze zu, dann über den niedrigen Knick nach den beiden Steinhaufen, die dort, etwas höher hinauf, sichtbar sind. Sie liegen an der Chaussee, und jenseits der letzteren steigt der Höhenrücken empor, auf welchem unseren Ziel liegt. Den besonderen Weg von der Chaussee ab müssen wir uns erst suchen. Etwa 400 Schritt sind es im ganzen, die wir von den Ausfallstufen bis zur Schanze zurückzulegen haben. Werden wir wenigstens einen Teil den weiten Weges hinter uns bringen, bevor die Dänen alarmiert sind und aus ihren Blockhäusern und Unterschlupfen die Brustwehren der Schanze besetzt haben? Ich weiß nicht, war es jetzt oder schon früher, als General von Mannstein, der den Sturm leitete, ganz in unsere Nähe die Adjutanten der Kolonne zur Befehlsausgabe um sich versammelte. “Wir werden Heute die Ehre haben, die sechs ersten Schanzen zu nehmen” – so etwa begann seine Ansprache. Es wurde dann das Vertrauen zur Tapferkeit und Präzision der Truppen ausgesprochen, wobei es hieß, das heftiges Kartätschfeuer aus den Schanzen kein Anlaß sein könne, zu stutzen oder den Sturm zu Unterbrechen; für den Notfall seien die Reserven da. Meldungen seien nicht erforderlich. Jede Kolonne werde bei ihrem Vorgehen von einem bestimmten Offizier seines Stabes beobachtet werden, der die erforderlichen Meldungen an ihn machen würde. Sei eine Schanze genommen, so sei dies durch Aufpflanzen der Schwarz-weißen Flagge sichtlich zu machen, die jeder Kolonne übergeben sei. Jetzt wird´s Zeit! Die Kompagnie tritt an, die Offiziere ziehen den Degen und knöpfen die Revolvertasche auf. Da verstummen die Geschütze. Einen Augenblick Totenstille – und nun: vorwärts mit Gott! Sobald die Spitze der Sturmkolonne über dem Rande der Brustwehr sichtbar wird, prasselt es bei den Dänen los, und indem ich mit meinem Zuge die Ausfallstufen emporsteige, drängt sich mir schon der erste Verwundete unserer Kompagnie entgegen. Aus Schanze 4, wir zur Rechten haben, aus der Kommunikation zwischen dieser und der Schanze 5, und aus letzterer selbst, auf die wir zustürmen – von allen Seiten schlägt uns ein dichter Kugelregen entgegen, bald verstärkt durch das unheimliche Zischen der Kartätschen. Hier und dort stürzt ein unglückliches Opfer auf unserer Bahn; aber vorwärts, immer vorwärts, an den Gefallenen vorbei, im Laufschritt auf die Schanze zu. Schon sind wir dicht an dem Knick, der ganz nahe an der Chaussee und dieser parallel unseren Weg kreuzt; ein Mann vor mir bricht getroffen zusammen. War es in diesem Augenblicke, oder war es einen Moment später, beim übersteigen des Knicks? Ich erhalte einen kurzen, scharfen schlag gegen den linken Oberarm. Aber zum Nachdenken ist keine Zeit. Vorwärts über die Chaussee sind wir hinaus. Da überfällt mir eine Art Schwindel, ich fühle eine Schwere im linken Arm, der mir bewegungslos am Körper herunterhängt. Weiter geht es nicht, das fühle ich instinktiv; zusammenbrechen und im Kugelregen schutzlos liegen bleiben? Da sehe ich wenige Schritte vor mir einen Schützenloch, vermutlich von den Dänen herrührend, die früher ihre Vorposten noch vor den Schanzen hatten. Ich wanke bis dorthin; ein paar Leidensgenossen kauern zwar schon stöhnend darin, aber ich finde noch platz. So eng und flach das Loch noch ist, so gewährt es immerhin einigen Schutz gegen das immer rasende Gewehrfeuer. Meine Munde blutete ziemlich stark; in den Fingerspitzen fühlte ich ein eigenes Prickeln und Kitzeln, wie wenn der Arm abstürbe. Daß der Knochen zerschmettert war, konnte nicht zweifelhaft sein; ich fühlte das Aneinanderschieben der Knochen-Enden. Da war denn der einarmige Krüppel wohl fertig! Blitzschnelle durchzuckte mich dieser Gedanke; aber etwas Schreckliches empfand ich dabei eigentlich nicht. Der Krieg stumpft ab gegen fremdes und eigenes Leid. Hier aber kam noch der Zustand geistiger Erhebung hinzu, das Hochgefühl der Sieges, den wir da vor unseren Augen sich vollenden sahen. In solchen Momenten wächst der Mensch über sich und seine sonstige Natur hinaus; das winzige “Ich” tritt vor der Größe des geschichtlichen Ereignisses in den Hintergrund. Wir verloren die Schanze 5 nicht aus den Augen. Unsere Sturmkompagnien waren bereits an uns vorübergeeilt; kaum 150 Schritt lagen zwischen uns und der Schanze, und doch konnte aus dem Getümmel, das jetzt die Schanze und ihre nächste Umgebung umflutete, kein bestimmtes Bild des Kampfes festhalten. Alles drängte sich ja auf wenige Minuten zusammen. Da – ein freudiger gegenseitiger zuruf -: die schwarz-weiße Fahne flakkert auf der Spitze der Schanze! Noch einmal sinkt sie zu Boden, wird halb wieder emporgerichtet, senkt sich abermals nieder, um nun dauernd aufgepflanzt zu bleiben. Das Genauere des Vorganges konnte ich nicht unterscheiden; später erst erfuhr ich, daß der Feldwebel Probst unserer 11. Kompagnie die Fahne aufgesteckt, hierbei aber einen Schuß in den rechten Arm erhalten habe; mit der Linken richtete er sie wieder auf, als ein zweiter tödlicher Schuß ihn niederstreckte. Andere haben dann das Siegeszeichen dauernd aufgepflanzt. Auch auf den benachbarten Schanzen sahen wir jetzt unsere Farben wehen, immer aber knatterte noch das Gewehrfeuer wie ein unaufhörliches Rollen, und dazwischen mischte sich schon wieder die Donnerstimme der Geschütze; die Dänen flohen zurück, verfolgt von unserem Feuer. Der Kampf war jedenfalls entschieden, unsere Aufgabe ruhmreich gelöst. Später hörte ich mit stolzer Freude über die großen Erfolge des Tagesberichten! Nicht bloß die sämtlichen Schanzen waren erobert, sondern die dänen auch vollständig aus dem Sundewitt vertrieben, nachdem der Brückenkopf am Alsensund erstürmt worden war. Das alles war in ungefähr drei stunden erreicht. Die ganze Geschützarmierung der feindlichen Werke, über 100 Kanonen, war in unseren Händen, über 40 dänische Offiziere und mehr als 3000 Mann gefangen genommen. Der Gesamtverlust des Feindes betrug an diesem Tage reichlich 5000 Köpfe! Freilich war der große Erfolg auch auf unserer Seite mit schweren Opfern erkauft worden. Unser Verlust berechnete sich auf nahezu 1200 Köpfe. 16 Offiziere und 213 Mann tot, 55 Offiziere und 869 Mann verwundet, darunter viele schwer.